M. Johannis Plavius - Lehr=Sonnette

3. Verlass alles.

Was wegert sich ein mensch’ / vmb Christum recht zu fassen /
Sein’ eltern / weib vnd kind / vergänglich gut vnd geld /
Der leute hold’ vnd gonst / die ehre dieser welt /
Die tumme fleisches=lust mit frewden zuverlassen?
Was wegert sich ein mensch’ sein leben selbst zuhassen /
Damit er ewig leb’? ein rechter Christen=held
Achtt dieses leben nicht / behält er nur das feld.
Die stat / die droben ist / mit jhren schönen gassen
Eröbert er damit. Es ist zerbrechlich glas /
Wie köstlich es auch scheint: es ist verwelckend gras
Vnd nur vergänglich ding / was wir allhier verlassen.
Wie wolten wir denn nicht / in Christo reich zu seyn /
(Der armuth / schande / spott vnd herbe todes pein
Für vns erlitten hat) dies’ eitelkeiten hassen?

4. Demütige dich.

Was wilt du / asch’ vnd staub / dich rühmen / vnnd viel prangen
Mit deines herren gut’ / vnd rühmen deine konst /
Dein wissen vnd verstand? Ist’s doch des herren gonst.
Wie kömmest du so stoltz vnd frech einher gegangen
Jn deiner eitelkeit? die röthe deiner wangen /
Die gläserne gestalt / die mutter böser brunst /
Die doch wie laub verfällt / erweckt dir solchen dunst
Vnd hast du ja was guts / so hastu es empfangen.
Darumb stoltziere nicht. Der höchste bleibt gefliessen
Dem / der die demuth liebt. Der stoltze kriegt zu lohn’ /
Als er verdienet hat / schmach / schande / spott vnnd hohn
Vnd neben dem ein bös’ vnd sehr verwundt gewissen
Darumb so hoch du bist gewürdiget von Gott /
So niedrig achte dich / so wirst du nicht zu spott.

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