M. Johannis Plavius - Lehr=Sonnette

23. Sey sanftmüthig:

Ein Christe sol auch sanftes muthes seyn.
Ein sanfter muth kan übersehn vnd hören:
Ein sanfter muth kan mit verstande lehren /
Ein sanfter muth kömmt leichtlich überein
Mit jedermann: ein sanfter muth steht fein /
Ein sanfter muth wird viel zum besten kehren /
Ein sanfter muth kan lieb’ vnd freundschaft mehren /
Ein sanfter muth verhütet falschen schein /
Ein sanfter muth kan seinen herren neeren /
Ein sanfter muth bringt viel zu grossen ehren /
Ein sanfter muth verhütet manche pein /
Ein sanfter muth kan mord vnd krieg erwehren
Drümb bitte Gott er wolle dir bescheeren
Ein sanft gemüth vnd seine gnade drein.

24. Sey keüsch vnd züchtig.

Gott ist ein keüscher geist: Gott ist ein keüsches wesen
Sein zorn ein treffend fewr / welchs böse lüste trifft
Drumb wer jhm dienen wil / meid’ allen stanck vnd mist
Der faulend hurerey / eh Gott mit seinem besen
Jhn selbst zur strafe zeücht. Wer unzucht hat erlesen
Daß sein ganz hertz’ vnnd sinn darinn’ ersoffen ist /
Reisst jhn der tod hinweg durch vnvermeinte list /
Des seele / gleube mir / kan nimmermehr genesen!
Warümb? Denn böse lust läst keinen nicht mit beten
Für Gottes angesicht’ in reiner andacht treten.
Vnd hält den menschen ab / daß er sich nicht bekehrt
Wer keüsch vnd züchtig ist wird Gott den herren schawen
Dort steht=vnd tähtiglich / vnd hier in warem glauben
Wer reines hertzen ist / der wird von Gott geehrt.

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