M. Johannis Plavius - Lehr=Sonnette

43. Lass’ dich nicht einen jeden wind wiegen:

Läst du dich jeden wind / der dich nur anweht / wiegen
Vnd wirst fast jeden tag new’ in religion /
Vnd singst all augenblick’ fast einen newen thon /
So wird der Satan leicht deinn leichten sinn betriegen.
Wer immer über leuft / wenn er mit Christo kriegen
Sol wieder diese welt / vnd ist gleich wie der mon
Jn vnbeständigkeit / der krieget bösen lohn.
Er muss in schanden stehn / wenn / die in Christo siegen
Gott mit genaden krönt / denn /nicht ein jeder geist
Der andre lehren wil / dir Gottes wege weist /
Drumb trawe nicht zu leicht / so wirst du nicht betrogen.
Doch forsche gleichwol nach / prüf’ alles mit der schrifft /
Die zeiget also bald dir allen seelen gifft /
Jm fall du (wie man sol) sie recht hast angezogen.

44. Wiederstrebe nicht der warheit:

Wenn man aus Gottes wort dir etwas anders weiset
Als du von jugend auf falsch vnterrichtet bist /
Vnd dein hertz über dis schon überzeuget ist /
So gib der warheit raum / das wird an dir gepreiset /
Wenn aber jemand ist / der dich mit worten speiset
Doch ohne wort vnd geist / so ist’s betrug vnd list.
Drumb hüte dich mit fleiss / des teufels stanck vnd mist
Jst dem nicht offenbar / der schläfft / und wie verreiset
Jn menschen träumen ist, der warheit wiederstreben
Jst eine schweere sünd’ / vnd der sich nicht ergeben
Heisst Gott zu wieder seyn / der vnser bestes sucht.
Drumb siehe / was du thust. der teufel hasst die warheit
Die er doch wol versteht / vnd lästert jhre klarheit /
Drumb bleibt er auch von GOtt verstossen vnd verflucht.

<< zurück | weiter >>