M. Johannis Plavius - Lehr=Sonnette

47. Sey nicht misgönstig:

Was Gott den menschen gönnt / das wird jhm neid nicht nehmen:
Wem Gottes Segen nützt / dem schadet misgonst nicht:
Wen Gott alhier erhebt vnd auß dem staube richtt /
Dem muss sich auch der neid / so frech er ist / bequämen:
Des frommen glücke kan auch seinen neider zämen
Vnd brechen jhm den muth. Wer andere versprichtt
Aus neid / der hört mit spott vnd schmach / was jhm gebricht.
Wen neid verführet hat / den wird die zeit beschämen.
Gott theilet / wie er wil / die gaben seiner güte /
Dem zieret er den leib / eim andern das gemüthe /
Den dritten macht er groß / den vierden macht er reich /
Ein jeder hat das sein’ / ein jeder hat zu dancken /
Ein jeder halte sich in seiner gaben schranken
Vnd sey vergnügt. Jst er schon nicht dem näh’sten gleich.

48. Sey nicht zänckisch:

Regiert dich Gottes Geist / vnd du wilt ohne wancken /
wie dir befohlen ist / durch tägelichen schweiss /
Durch arbeit spat vnd früh / durch stetig=wachen fleiß /
Nicht aufgehalten seyn in deines amtes schrancken.
Wilt du zu tag’ vnd nacht für eitelen gedancken
Frey vnd gesichert seyn / sol dich des zanckes eis
Nicht fällen / bleib davon / so hast du dessen preis /
Zanck ist des fleisches frucht. Ein Christe sol nicht zancken:
Zanck frisset gut vnd blut; zanck bringt in angst vnd not:
Zanck setzt die seel in fahr: zanck stiftet mord vnd tod:
Zanck ist des teufels danck: zanck macht einn bösen namen:
Zanck ist ein schädlich fewr: zanck ist der kirchen gift:
Zanck richtet spaltung an: zanck achtet keiner schrift:
Zanck dämpft in vns dz wort: zanck ist des teufels samen.

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