M. Johannis Plavius - Lehr=Sonnette

85. Schaube nicht auf / was du gutes vorhast.

Wilt du zum Herren dich mit warer busse kehren:
Wilt du den sünder=weg (von sünden abzustehn)
Verlassen vnd hinfort des Herren wege gehn:
Wilt du das wort des Herrn mit hertzen=andacht hören:
Wilt du mit frömmigkeit des Herren nahmen ehren:
Wilt du in deinem lauf nach seinen stapfen sehn:
Wilt du / dz durch dich sol dem näh’sten guts geschehn:
So lass den teufel dich durch auffschub nicht verstören.
Wer guts verrichten wil / der lasse sein verweilen /
Damit des Satans list / jhn ja nicht mög’ ereilen /
Daß er hernach nicht kan / was er an itzo wil.
Jst guts thun morgen gut / warumb denn auch nicht heute?
Heut’ ist der tag des heils. Gott weiss jhr blinden leute /
Wer etwa morgen lebt. Kein mensche weiss sein ziel.

86. Lache die leute nicht aus.

Sieh dich selbst an vnd warte deiner sachen /
Wie Christlich= ab / lass deinen nähsten seyn
Den / wer er ist / meid’ allen bösen schein /
Vnd lache nicht / was andre leüte machen /
Was sperrest du doch deinen falschen rachen
Mit lachen auf: es steht fürwar nicht fein /
Ein sprichwort ist / vnd trift = gemeinlich ein:
Was kluge thun / des müssen narren lachen.
Weh euch / die jhr hie lacht / vnd aber weh /
Ewr lachen ist nur donst vnd Mertzenschnee /
Jhr werdet noch für solches lachen weinen.
Man lieset nicht / das Christus je gelacht /
Ob er vns gleich hat himmel=freude bracht.
Drumb lache nicht / du must für Gott erscheinen.

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