M. Johannis Plavius - Lehr=Sonnette

35. Sey der Obrigkeit unterthan:

Ein Christe sol ohn’ alles wiederstreben
Gehorsam seyn der lieben Obrigkeit /
Vnd alles thun was Gott durch sie gebeut /
Auch ohne zwang / was jhr gebüret geben.
Der Obrigkeit sol man mit leib vnd leben
Mit gut vnd bluth’ im nothfall seyn bereit /
Doch weiter nicht. Die seel’ ist allezeit
Des der sie gab / vnd keinem mehr daneben.
Drumb rath’ ich dir / daß du zuwiederstreben
Nur unterlässt: es kostet dich dein leben /
Sie führt das schwert vnd ist an Gottes statt:
Gib ehr’ vnd forcht / wem ehr’ vnd forcht gebüret /
Doch sey die forcht mit lieb’ vnd gonst gezieret /
Auß dessen forcht / der sie geordnet hat.

36. Ehre vater vnd mutter:

Die dich von jugend auf / nicht ohne schweiss zu neeren
Von hertzen willig seyn / vnd die von denen du
Nähst Gott das leben hast / vnd die da noch dazu
Seyn tag vnd nacht bedacht das gute dich zu lehren /
Die nimmermehr verdreust das böse dir zuwehren /
Die / welche wegen dein nicht achteten der ruh
Vnd schliefen ohne schlaf / die jederzeit auch nu
Für dich in sorgen stehn / ach wilt du die nicht ehren?
Der fewer=heisse zorn des Herrn wird die verzehren /
Die eltern leides thun vnd sich nicht wollen kehren /
(Welchs doch Gott haben wil) an jhrer eltern wort:
Wer aber hört vnd folgt / den wil der Herr’ erhören /
Wenn er nur zu jhm schreyt er wil jhm auch verzehren /
Ein langes leben hier vnd grosse frewden dort.

<< zurück | weiter >>