M. Johannis Plavius - Lehr=Sonnette

57. Hüte dich für ruchlosigkeit.

Der thore spricht in seinem hertzen
Gottes=lästerlich: es ist kein Gott:
Der Gottesdienst ist jhm ein spott:
All’ andacht achtet er für schertzen.
Das macht / des bösen geistes kertzen
Verblenden jhn mit rauch vnd koth /
Bis daß er in der todesnoth /
Es sey ein Gott / erfährt mit schmertzen.
O grosse blindheit / kan die welt /
Mit allem was sie in sich hält /
Auch vngefähr wol seyn entstanden?
Darumb du vnmensch’ ohne Gott /
Gott / den du hältest für ein spott /
Wird sich erweisen dir zu schanden.

58. Rede nicht garstig.

Bist du ein Christ’ vnd bist aus Gott geboren /
So rede nicht / was ehrbarkeit vnd zucht
Zu wieder ist / der ist von Gott verflucht /
Der vnzucht liebt / vnd letzet züchtig’ ohren.
Ein fauler mund der ehrbarkeit verschworen
Der ist vnd bleibt in seinem wust verrucht /
Der aber ehr’ aus zucht durch ehren sucht /
Der redet nichts / er wegt es denn zuvoren.
Drumb liebst du zucht / so sey darauf bedacht /
Daß nicht dein mund / den näh’sten ärger macht /
Die jugend wird auch durch ein wort verführet.
Vnd weil dein hertz’ ein tempel Gottes ist
So sey der mund / der dessen thor / von mist
Der vnzucht rein / gleich wie sich das gebüret.

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