M. Johannis Plavius - Lehr=Sonnette

7. Hoffe:

Wenn vns des Herren hand vnd strafe hat getroffen /
Daß auch die besten freund’ vns abgestorben seyn /
Vnd wir in solcher noht nicht wissen aus noch ein /
Dieweil vns aller trost vnd hoffen ist ersoffen
In vnser thränen=see / vnd nichtes mehr zuhoffen
Von menschen übrig scheint / als nur der tod allein /
Der vns dem leid’ entnimmt vnd tödtet vns der pein /
So steht / Herr / deine güt’ vns noch zu hoffen offen.
Wer sich auf fleisch verlässt / vnnd wer auf menschen hofft /
Die sterblich seyn / wie er / den treugt sein hoffen oft.
Daß er mit schaden vnd durch harren wird zum narren.
Er hat für das er hofft des höchsten fluch zu lohn’
Vnd von der welt wird jhm zum schaden spott vnd hohn.
Das heisst / wer hoffen wil / der sol des herren harren.

8. Dulde:

Wenn Gott vns durch sein wort im geiste wil ernewen /
So schicket er vns zu / was vns im dulden übt /
Vnd machet vns geschickt zu nemen / wenn er gibt /
Was vnser hertze kan zu seinem dienste beügen.
Gott wil vns / wenn er straft / sein vaterhertze zeigen:
Er liebet / den er straft / er strafet / den er liebt.
Drümb leidet mit gedult. Denn / wen er hie betrübt
Seyd frölich vnd getrost / den wird er dort erfrewen.
Was diese welt verwirfft / das hat in jener stat
Wer hie in dieser welt mit Christo mangel hat /
Den kan vnd wil er dort mit seiner völle weiden.
Wen diese welt erhebt / ist jener welt ein spott.
Wer hie dem herren dient / der herschet dort mit Gott /
Wer dort mit herschen will / der muss auch hie mit leiden.

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