M. Johannis Plavius - Lehr=Sonnette

17. Gib gerne:

Wilt du dem höchsten Gott’ auf wucher etwas geben /
So gib dem dörftigen / vnd lass jhn nicht in noth /
Wo du jhm helffen kanst: der schlägt den bruder tod /
Des er sich nicht erbarmt. Wer gerne gibt / ist eben
Als ein gesegnet land; vnd eine von den reben /
Die Gottes hand gepflantzt. Darumb / so brich dein brodt
Dem / der da hunger hat / vnd liegen muss im koth’ /
Als denn so wirst du wol von Gottes renten leben.
Was du dem armen thust / was du dem armen giebst /
Wenn du dem armen hilfst / wenn du den armen liebst /
Des nimmt sich Christus an / als wär’ es jhm geschehen.
Thu guts vnd fahre fort ohn alle müdigkeit.
Gib reichlich / wo du kanst mit lust vnd fröligkeit.
Wer reichlich ernden wil / der mus auch reichlich säen.

18. Liebe den feind:

Fast nichts ist in der schrift / das mehr vnd schwerer scheint /
Als wenn der Herre wil / daß man den feind sol lieben /
Daß man den retten sol / der vns sucht zubetrüben
Daß man den gutes thue / die vns gehässig seind.
Ein heid’ ist nicht so blind / er liebet seinen freund /
Das hat jhm die natur in ’s hertz hinnein geschrieben.
Bist du mehr als ein heid’ vnd wilt den glauben üben
Wie Christus hie befihlt / so liebe deinen feind.
Wenn er dich nun verflucht / so wünsch’ jhm Gottes segen:
Wenn er dir böses thut / so sey du jhm hergegen
Geneigt / vnd bitte Gott für jhn / doch ohne schein:
Wenn dein feind hunger hat / so gib jhm deiner speise
Vnd tränck jhn / wen<n> jhn dürst ( das ist der Christen weise)
So wirst du Gott dem Herrn mehr als ein heide seyn.

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