M. Johannis Plavius - Lehr=Sonnette

91. Stelle deine sache Gott heim:

O Mensch / bedencke dis / dein lieb / dein leib vnd leben /
Dein laub dein lauf dein kauf / dein ümb vnd an /
Dein gut / dein bluth / dein muth / vnd was dir Gott hie gann /
Dein seelen=heil / dein theil / vnd dein nach ehren streben /
Was dir der tod entnimmt / vnd was dir ist gegeben /
Was dir geschieht / vnd was dir wiederfahren kan /
Dein meiden vnd dein thun / dein leiden / deine ban /
Dein vnglück’ vnd dein glücke lencket Gott gar eben.
Nach dem es jhm gefällt / nach dem so geht’s dir auch /
Drumb lass dich gantz auf jhn / dz ist d’ Christen brauch.
Befiel jhm seel’ vnd leib / befiel jhm deine sachen.
Er ist der alles schaft / er ist der alles thut
Was gut ist / er ist Gott vnd selbst das höchste gut /
Dem stelle dich anheim. Er kan vnd wird ’s wol machen.

92. Bleib in deinem beruff:

Was dir befohlen ist / was Gott dir anvertrawet /
Dz thu / vnd sonst nichts mehr / lass frembde hände seyn /
Vnd mache dich ja nicht aus vorwitz zugemein /
Denn wer nicht was er sol / thut / dem gehts / dz eim grawet.
Wol dem / der auf den Herrn in seinen wegen bawet /
Vnd lässt sich gantz auf jhn / er bleibt in dem allein /
Was seines amtes ist / jhn trifft nicht frembde pein.
Er ist / auf den der Herr’ in gonst vnd gnaden schawet.
Wen aber wanckelmuth vnd vorwitz hat verführt /
Der thut / was er nicht sol / vnd lässt / was jhm gebürt /
Vnd kömmet endlich noch mit schand’ vnd spott zuschaden /
Drumb wo du witzig bist / so laß dein vorwitz seyn /
Vnd mische dich ja nicht in frembde sachen ein /
So bleibest du in ruh mit vnruh vnbeladen.

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